Der Elchengel - 14. Türchen
Am nächsten Tag wählte Linny den grünen Umschlag mit der "Hoffnung".
Diesmal mussten sie lange fliegen. Als es schon dunkel wurde, näherten sie sich einer großen hohen Brücke, die über einen breiten Fluss führte.
Auf dem Brückengeländer sah Linny einen Mann stehen, der offensichtlich bereit war zu springen.
"NEIN ... HALT !!! ... Nicht springen", schrie Linny aufgeregt.
Doch der Elch rief ihr zu: "Es kann dich nicht hören ... wirf den Brief ab ... SCHNELL".
Und Linny warf.
Eine Windbö erfasste den Brief und warf ihn auf und ab, so als wolle sie mit ihm spielen. Der Mann hatte das beobachtet. Er verfolgte den Brief mit den Augen, der etwas trudelte und schließlich auf die Brücke zusegelte. Dort fiel er auf das Brückengeländer, keine 10 Zentimeter von den Füßen des Mannes entfernt. Dieser blickte in die Tiefe, dann auf den Brief, den der Wind kurz anhob und wieder fallen ließ.
Vorsichtig hielt sich der Mann an den Säulen fest, bevor er sich langsam bückte.
Mit dem Brief in der Hand stieg er vom Geländer und stand mit den Beinen auf der Straße.
Ein wenig verwirrt öffnete er den Brief, entnahm ihm ein Blatt Papier und lächelte.
Dann steckte er den Brief in seine Jackentasche, verließ die Brücke und machte sich auf den Weg nach Hause. Er würde einen Ausweg finden, das wusste er nun. Wie schön dieser Abend war - auf einmal bemerkte er die ersten Sterne am Himmel, die waren ihm vorher gar nicht aufgefallen. Und während er am Ende der Brücke angekommen war, hörte er ein merkwürdiges Rauschen. Und hatte da nicht eben ein Kind gelacht? Er hatte es genau gehört. Er drehte sich in alle Richtungen, konnte aber nichts sehen und setzte seinen Weg fort.
