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Der Elchengel - 18. Türchen

"Weißt du Linny", sagte am nächsten Morgen der Elch, "so langsam müssen wir vorsichtiger sein. Die Energien haben das Feld schon sehr verändert. Es gibt Menschen, besonders die feinfühligen, die uns sehen können. Wir werden nur noch heute tagsüber unterwegs sein, ab morgen dann lieber nach Einbruch der Dämmerung".

"Okay", sagte Linny, "aber was ist mit meinen Sternen"? Sie schaute auf den pinkfarbenen, der gestern noch nicht dagewesen war.

"Die fallen nicht so auf zwischen den anderen am Sternenhimmel. Also komm, welche Botschaft überbringen wir heute"?

"Die Freundschaft", strahlte Linny. Und so starteten sie und hielten vor einer kleinen Wohnanlage.

"Es wäre gut, wenn du dich hinter meinem Geweih versteckst", sagte der Elch.

Sie betraten ein Wohnhaus und hielten sich etwas im Schatten auf.

Aus dem oberen Stockwerk kam eine junge Frau die Treppe hinunter und hatte einen Zettel in der Hand.

Sie klingelte bei der Tür im Erdgeschoss und ein junger Mann im Rollstuhl öffnete.

"Hallo Fritz. Ich hab gesehen, dass du wieder ein Paket für mich entgegen genommen hast".

Der junge Mann rollte aus der Sicht, kam aber kurz danach mit einem Paket in der Hand zurück.

"Hier, bitte. Ich freu mich, wenn ich dir einen Gefallen tun kann."

Die junge Frau wollte sich schon umdrehen, als sie einen Brief entdeckte, der auf dem Boden lag.

"Gehört der dir"? wollte sie wissen. "Nein, vielleicht gehört der zu deinem Paket und der Zusteller hat ihn gestern fallen lassen", erwiderte der junge Mann.

Er dachte, damit wäre das Thema erledigt, doch seine Nachbarin fuhr fort, nachdem sie kurz in den Umschlag geblickt hatte: "Vielen Dank, wirklich toll von dir, dass du jedes Mal meine Pakete in Empfang nimmst. Sag mal, kann ich mich irgendwie erkenntlich zeigen? Darf ich dich mal bekochen? Ich bin eine gute Köchin ... ich mein ... äh ... falls du das nicht zu aufdringlich findest".

"Nein, gar nicht. Mit gutem Essen kann man mich immer locken". Er lächelte. "Wann dachtest du denn, Sarah"?

Die junge Frau trat von einem Bein auf´s andere. "Na ja, was machst du denn Heiligabend? Also ... wenn du nichts anderes vorhast ... aber bestimmt bist du bei deiner Familie ..."

"Ich habe keine Familie mehr", der junge Mann schaute zu Boden.

"Ach, das wusste ich nicht. ... Das tut mir leid ... Also, wenn du möchtest ... ich bin auch alleine dieses Jahr. Meine Eltern und meine Schwester sind gerade verreist ... und ich hätte Zeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn du zu mir kämst. Ist ja kein Problem, oder? Der Fahrstuhl bringt dich direkt zu mir".

"Gut, abgemacht. Ich muss aber nicht im Anzug kommen, weil Weihnachten ist"? Fritz grinste, und Sarah fiel ihm um den Hals. "Quatsch. Komme so, wie du dich wohlfühlst. Ach toll. Na dann tschüs. Und bis Heiligabend".

Fritz wollte zurück in seine Wohnung rollen, stutze dann aber. "Hallo? Ist da jemand"?

Aus dem Flur in der Ecke kam ein komisches Leuchten, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein, weil er auf einmal eine Vorfreude auf Weihnachten verspürte, wie schon lange nicht mehr.

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