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Der Elchengel - 24. Türchen

Heiligabend.

Linny hatte überlegt, ob sie die Hütte verlassen sollte, war dann aber doch zu der Überzeugung gekommen, dass es am besten wäre, hier zu bleiben.

Die letzten Tage hatte es viel geschneit. Bis ins nächste Dorf war es weit, und der Weg war nicht mehr zu erkennen, und außerdem hatte Linny sich nun schon sehr in die kleine Hütte verliebt.

Dann würde sie eben Weihnachten mit Fuchs und Hase feiern. Es war so einsam hier, aber mittlerweile gefiel ihr das ganz gut.

In dem Vorratsschrank hatte sie auch Vogelfutter gefunden. Das würde sie als erstes ausstreuen.

Linny liebte Vögel. Wehmütig erinnerte sie sich an den Elch und wie toll das war, mit ihm zu fliegen.

Sie straffte ihre Schultern und ging in die Hütte, um zu überlegen, was sie heute essen wollte.

Später hatte sie draußen ein Feuer entzündet und den großen Kessel aufgehangen. Der war zwar schwer, aber sie hatte es geschafft. Nun brodelte über dem Feuer eine gute Suppe mit frischem Gemüse und vielen Kräutern.

Zwar gab es in der Hütte auch zwei Kochplatten, doch Linny musste unbedingt ein Feuer machen.

Das machte so eine schöne Atmosphäre.

Den Fuchs, der öfter hier in der Gegend herumstrich, hatte sie vorhin tatsächlich gesehen.

Sie ging näher an das Feuer heran, um sich zu wärmen.

Hin und wieder rührte sie ihre Suppe um.

Langsam wurde es dunkel.

Die ersten Sterne zeigten sich.

Etwa einen Kilometer entfernt stapften drei Wanderer und ein Hund durch die tief verschneite Landschaft.

Sie hatten völlig die Orientierung verloren, der Kompass funktionierte nicht mehr, und die Thermoskanne mit Tee war längst alle.

Seit Stunden schon waren sie unterwegs. Ein Mann, eine Frau, ein junges Mädchen und der Hund.

Es war kalt und sie waren mittlerweile erschöpft und müde.

Die Frau war so ziemlich am Ende ihrer Kräfte. Am liebsten würde sie sich in den Schnee fallen lassen und nur noch schlafen ... schlafen ...

Doch der Mann zerrte an ihrem Ärmel und ermunterte sie immer wieder. "Es kann nicht mehr so weit sein ... irgendwo muss das Dorf sein. Wir sind gewiss bald dort ..." Er bemühte sich, seine Stimme optimistisch klingen zu lassen, fühlte sich aber auch sehr niedergeschlagen.

Irgendwann witterte der kleine Hund etwas und schien einer Fährte zu folgen. Er versuchte schneller voranzukommen, was nicht einfach war, weil er immer im Schnee versank. Doch er war auf einmal sehr aufgeregt und fing laut an zu bellen.

Der Mann, die Frau und das Mädchen beeilten sich, um hinterher zu kommen, und als sie einen größeren Hügel überwunden hatten, sahen sie in weiter Ferne ein kleines Licht. Noch war es winzig klein.

Was war das? Ein Feuer? Und daneben glitzerte etwas und bewegte sich.

Alle waren plötzlich ganz wach.

Und je näher sie kamen, desto mehr erkannten sie.

Ja - tatsächlich ein Feuer. Und ein Mädchen, das eigenartig glitzerte. Und da war sogar eine Hütte.

Dem Himmel sei Dank.

Der Frau liefen vor Freude die Tränen die Wangen herunter.

Und als sie ganz nah waren, sagte das glitzernde Kind:

"Hallo. Herzlich willkommen. Mein Name ist Linny. Kommt ans Feuer. Ihr seht müde aus. Es gibt genug zu essen.

Und frohe Weihnachten".

So verbrachten sie den Abend ... essend, sich erzählend, lachend und am Feuer sich wärmend.

Ein Heiligabend, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können.

In der Hütte waren genug Matten und Decken vorhanden, und jeder fand einen Platz zum Schlafen.

Nur Linny saß spät noch am Feuer. Müde und glücklich.

Am Himmel zog ein glitzernder Schweif vorbei, und auch kleine Glöckchen waren zu hören.

Und als Linny genau hinsah, erkannte sie 6 Rentiere, die einen vollgepackten Schlitten hinter sich her zogen.

Natürlich. Der Weihnachtsmann. Nun waren die Kinder dran.

Linny winkte, und tatsächlich - der Weihnachtsmann winkte zurück.

Und er warf etwas aus seinem Schlitten.

Langsam segelte das hernieder.

Ein Brief.

Linny beugte sich herab, öffnete den Umschlag und schaute hinein.

>DANKE< stand da.

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