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Ich gebe auf


Ich gebe auf…

meine Idee, es zu Ruhm und Ehre zu bringen…

meine Träume, eine große Künstlerin zu werden…

meine Vorstellungen, Karriere zu machen…

meine Überlegungen, jemand zu SEIN…

Drei Monate war ich in einem Kunstprojekt mit anderen Künstlern unterwegs, habe einiges an Erfahrungen dazugelernt, viele Anregungen und Informationen erhalten.

Als über die Optimierung meiner Homepage gesprochen wurde, hat es irgendwie Klick gemacht.

Mir wurde gesagt, ich hätte da einige Fehler drin, das Ganze sei zu unstrukturiert, viel zu viel Geschreibsel – wozu denn eigentlich der Blog? Ich solle mich kürzer fassen, nur die Wesentlichen Punkte aufzählen, Emotionen hätten hier nichts zu suchen, niemand wolle das lesen.

Lektoren interessierten sich nur für Fakten und würden nicht lange rumsuchen wollen. Die würden gezielt nach den Informationen gucken.

Ich solle doch auch möglichst alles in Englisch verfassen…

Und ich fragte mich – bin das eigentlich noch ich?

Glattgebügelt, reduziert, vereinfacht und übersichtlich alles zu präsentieren, um der Norm zu entsprechen, die im Kunstbetrieb so vorherrscht?

Das hat mich ziemlich beschäftigt.

Dann gibt es diese Ausschreibungen und Wettbewerbe, in denen Firmen zum Beispiel für ein Produkt eine künstlerische Gestaltung suchen, und ich merkte, das ist nicht mein Ding.

Meine Bilder entstehen aus dem Bauch heraus, eine Auftragsarbeit muss zu mir passen…

Ich will nicht für den Markt produzieren…

Und ich bekam immer weniger Lust, überhaupt noch zu malen, war mal wieder meine größte Kritikerin und fand meine Werke „nicht gut genug“.

Überhaupt die ganze Sache mit der Selbständigkeit stresste mich ungemein… ich, die ich jahrzehntelang angestellt beschäftigt war, musste nun alles komplett alleine machen, Arbeitsabläufe managen, Zeiten generieren, mich mit Buchhaltung, Marktanalyse, Werbung, etc. beschäftigen.

Ich musste doch irgendwie leben, ich MUSSTE doch irgendwie Geld verdienen, ich MUSSTE doch meinen Lebensunterhalt sichern und meine Miete zahlen…

Es tat sich ein Loch auf und ich sank hinein.

Nicht so schlimm wie damals, als mich der Burnout komplett verschluckte und ich in einer tiefen Depression verschwand. Ende. Ganz am Boden. Aus diesem tiefschwarzen Nebel tauchte auf einmal Linny auf und übernahm den Kompass – und half mir aus der Verzweiflung hinaus.

Aber es gibt eine Parallele: Plötzlich kam da ein Jobangebot auf mich zu gesegelt. Und obwohl ich mir geschworen hatte, diese Art der Arbeit nicht mehr machen zu wollen, war das ein ziemlich interessantes Vorstellungsgespräch, die Einrichtung gefiel mir und ich sagte zu.

So arbeite ich jetzt also wieder in einem Bereich, in dem ich Menschen begleite, deren Start ins Leben nicht so einfach ist. Es ist eine gute Arbeit, sie gefällt mir. Ich habe sehr nette Kollegen/innen und kann mich einbringen mit meinen Stärken. Ich fühle mich ganz gut aufgehoben und nützlich, tue etwas Sinnvolles.

Doch keine Angst: ICH WERDE NATÜRLICH WEITER MALEN.

Denn jetzt ist der Druck raus. Ich kann, ich möchte – ich MUSS nicht mehr.

Es geht um nichts. Die Freude ist zurückgekehrt, das Spielerische, die Muße.

Hier werden keine großen Galerien oder Museen Schlange stehen, um meine Bilder in ihren Räumen auszustellen.

Ich habe nicht mehr den Anspruch, dass mir Verlage die Tür einrennen.

Ich freue mich, wenn ich die anspreche, die einfach meine Sachen mögen – „Endverbraucher“, wie es so schön heißt. Normale Menschen – wie du und ich…

Wenn da nur ein paar sind, die meine Sachen mögen – WUNDERBAR.

Dann verkaufe ich gerne das eine oder andere Bild, eine Postkarte oder Kalender.

Mein Leben hängt da nicht von ab… ich darf mich treiben lassen und mich ausprobieren. Ich kann wachsen an jedem neuen Strich, der über die Leinwand gleitet.

Neue Geschichten werden entstehen… oder auch nicht. Ich weiß es noch nicht.

Ich habe meine Pläne losgelassen und lass mich überraschen.

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